Südliche
Karnische 2002
Klassisches Outdoor in der schönsten und wildesten Gegend der Alpen.
Freitag, 5.Juli:
6.45 raus, Duschen, Rest packen.
Zum Stachus,
Rischart Müsli-Brot und Pfister Roggen-Vollkorn. 8.45 Bahnhof,
Treff mit Angela.
Ticket kaufen, vor dem Bahnhof in der Sonne sitzen. 9.30 Start
mit dem EC
„Roma“, umsteigen in Franzensfeste und Toblach. 15 min Warten
auf den Bus nach
Cortina: Das alte Grand-Hotel ist jetzt Multi-Funktionshaus
mit Jugendherberge,
Naturparkhaus und noch ein paar Sachen. Schwatz mit einem
Italiener aus
Stuttgart. Er ist wie wir auf dem Weg nach Pieve di Cadore.
Bus über
Misurina nach Cortina. Eine
Stunde
Stadt-Besichtigung, Eis (mäßig) und Espresso (sehr gut). Bus
nach Pieve di
Cadore durch tolle Landschaft bergab. Wein kaufen und
Umfüllen. Um den Burgberg
runter nach Sottocastello. Letzter Espresso in der Dorfbar.
Runter zum Stausee,
Klasse-Blick in eine unglaublich wilde Berglandschaft. Über
den Damm, den
Forstweg hoch und links rein auf die alte Befestigung.
Top-Zeltplatz mit
Klasse-Panorama über See, Ort und Berge. Ausgiebiges
Abendessen mit tollem
Rundblick. Zelteinweihung.
Samstag, 6. Juli:
Extrem steile Forststraße hoch
zum Val Anfela.
Im Tal reichlich Wasser-Ableitungsrohre, aber trotzdem
spektakulär schön und
wild ! Am bestem ab dem Ende der Forststraße, dort beginnt ein
wenig begangener
wunderschöner Wanderpfad. Dann Regen und Gewitter,
Zelt-Schnellaufbau auf einer
schrägen Wiese. 17.00, Ablaschen. Wegen Wassermangel 20.30 Uhr
Expedition zur
nächsten Quelle quer durch eine phänomenale Wildnis. Finden
dann eine
Karstquelle, die schon bald wieder versickert. Kochen Couscous
im Flussbett.
Wetterleuchten hinter der Talschluss-Skyline.
Sonntag, 7.Juli:
Regen und Gewitter die halbe
Nacht. Wandern hoch
zur Pian dei Laris, ein Hochtal schöner als das andere. Tolle
Blumenpracht. Am
Forcella dei Laris (2049 Meter) treffen wir die ersten
Wanderer seit unserem
Start und dass
am Wochenende in so
einer schönen Gegend ! Es sind drei Italiener mit großem
Gepäck. Von einem
Kletterhügel dann DER Traumblick runter nach Osten ins Tal und
zur Cima di
Toro-Kette. Eine für die Alpen absolut unglaubliche Urwildnis
über unberührten,
lärchenbestandenen Hochtälern.
Kaffe trinken an einem schönen Aussichtspunkt und lange
Beratung, wo lang:
Runter zum Rifugio Padova (800 Hm runter)
oder rüber zum Bivaco G. Gervasuti (Wassermangel).
Entscheiden uns fürs
Bivaco. Kommen dann „nur“ bis zum Abzweig zu einer phänomenal
auf einem kleinen
Panorama-Hügel gelegenen Privathütte.
Gigantischer 360-Grad Rundblick und ewig Abendsonne. 18.00
Uhr, bauen gleich
das Zelt vor der Hütte auf. Zum Glück gibt es 2 Tonnen mit
Regenwasser, dazu
ein Außen-Spülbecken mit Schwamm und Mikrofasertuch. Dazu ein
offenes
Trockenklo. Alles da ! Kartoffelbrei mit Butter und
Cenovis-Kräuterwürfel. Dazu
einen Rotwein. Vorzüglich ! Dann Landschaft im Abendlicht
betrachten und
Memoiren schreiben.
Montag, 8.Juli:
8.00 Uhr raus, Super-Wetter.
Ausgiebig Waschen
und Frühstücken. Ein freundlicher Jogger kommt aus dem Tal
hochgejoggt zur
Hütte. Laufen dann hoch zur Forc. Spe (2049m). Von dort dann
ein gigantischer
Blick in die wildeste
aller
Gebirgslandschaften: Eine Mischung aus Dolomiten, Taiwan,
Neuseeland und norwegischem
Fjord. Dann eine Panoramastrecke über kleinere Pässe am Kamm
entlang durch
endlose Blumenwiesen bis zum Biv. Laghet (1871m). Biwak unten
am Fluß in einem
paradiesischen Canyon mit Blumen ohne Ende. Wasser auf 20
Meter Länge direkt am
Biwak ! Baden und Sachen waschen. 22.00 Nachtruhe.
Dienstag, 9. Juli:
2.30 Uhr raus wegen abartiger
Kondens-Nässe.
Gehen hoch in die Biwak-Hütte, erstes Frühstück.
Weiterschlafen bis gegen 7.00
Uhr. Klasse Wetter, Baden, Frühstück vor der Hütte. Abmarsch
zum Pass durch
kollosale Blumen-Matten und reichlich Edelweiß. Vom Forc. Val
del Drap ätzender
und steiler Abstieg über Geröll und trockene Grasmatten ins
Val del Drap.
Leiste mir einen spektakulären Stand mit meinem Rucksack:
Lasse ihn an einem
schwierigen Steilstück ein wenig nach unten rutschen. Er macht
sich selbständig
und springt mit ständigen Überschlägen tief ins Tal. Bleibt
zum Glück vor einer
kritischen Steilstufe liegen ... Das Rucksackmaterial ist
danach an einigen
Stellen bedenklich dünn, der Topf und die Gaspatrone haben
eine Beule. Sonst
ist nichts passiert !
Der Aufstieg zum Bivaco Greselin ist nicht zu finden. Finden
dafür in 14Hm
einen spektakulären Canyon mit Wasserfall. Dazu eine tolle,
absolut ebene,
perfekt zum Biwakieren geeignete Kiesfläche mitten in einem
Feld riesiger
Felstrümmer direkt unterhalb vom Wasserfall. DerWasserfall
versickert 50 Meter
weiter schon wieder. Baden mit feinem Bergpanorama talwärts.
Mittwoch, 10. Juli:
6.45, es ist trocken und warm,
gut
ausgeschlafen, die Morgensonne scheint ins Lager und dazu ein
stahlblauer Himmel.
Frühstück und Morgenbad in der Eisgumpe. Dummerweise liegt
meine Isomatte mit
geschlossenem Ventil die ganze Zeit in der Sonne. Nach
Rückkehr vom Bad kommt
ein immer lauteres knirschendes Geräusch aus der Matte und
plötzlich bildet
sich eine rasch wachsende Blase. Bis ich das Ventil öffnen
kann, ist die Blase
so groß, dass die Matte Müll ist ...
Abstieg über einen traumhaft schönen Pfad am Flussufer.
Halbschatten,
Bergpanorama (u.a. ins Val del Fassin), der perfekte Zustieg
zum Bivaco Laghet
de Sora. Wasser und Schatten gibt’s reichlich, dazu ein sehr
schönes Tal. Unten
herrscht brütende Mittagshitze, der Cimoliana-Fluß versiegt
zeitweilig. Kommt
später wieder und bildet eine rettende, kühle, große, zum
Springen geeignete
Gumpe. Pause ! Heute eh’ keine Lust, viel zu laufen. 3 Stunden
Siesta mit viel
Baden. Laufen das Cimoliana-Tal abwärts, dramatische Tal-
&
Canyon-Landschaften. Enorme Muren-Verbauungen.
Am Monte Compole Abzweig zum Ric. Lodina, 50 Meter oberhalb
vom Staudamm-Camp.
Überdachte Brotzeit-Ecke rechtzeitig zum einsetzenden Regen.
Teatime. Flotter
Aufstieg zum Ric., 700 Hm in 1,5 Stunden. Regenwasser aus
Minigumpe, da
ausgesprochen wasserarme Buchen-Karstlandschaft. Kurz vor dem
Ric. tolle
Kroatien-Atmosphäre mit Hochmoor und Wollgras und einer
Miniquelle 50 Hm unter
der Hütte. Flaschen füllen und durchs nasse, hohe Gras zur
Hütte. Total lebendige,
riesige Wiesen-Landschaft,
altes Almgelände. Dickes Abendbrot mit Bomben-Panorama vor der
Hütte. Teatime
mit reichlich Insekten in der Hütte, Schwimmen im Wachs. Gute
Matratzen, liegen
direkt am Fenster. Dann Regen ohne Ende.
Donnerstag, 11. Juli:
Nachts Daune gegen Decke
gewechselt. Sonne,
Morgenwäsche, Frühstück, Hüttenbucheintrag. Gestern war jemand
hier ! Laufen
dann über ein endloses, altes Almgelände und sehen drei Steinböcke. In
Dolinen-Karstlandschaft
zum Forc. Duranno. Wilder Abstieg in dicker Wolkensuppe zum
Rif. Maniago.
Traumhafte Panoramalage in idyllischem Talkessel unter steilen
Dolomiten-Zinnen.
Vorzügliches Abendessen mit dickem Salat und Vino.
Kettenrauchender Hüttenwirt.
Freitag, 12. Juli:
Frühstück mit viel Milchkaffee
und Tomatenbrot.
Dann kommt die fette Rechnung über 65 Euros. Hütten-Wirt und
Pseudo-Sportler
steigen ab zum Jeep. Schöner Panoramaweg zum Ric. C. Bedin di
Sopra. Die
Haupthütte ist zu, ein verräuchertes Nebenlager ohne Matratzen
ist offen. Es
gibt einen Wasserhahn, doch der versiegt nach dem Einseifen
... Kaum zu
findender Aufstieg zum Forc. de Zita. Noch viel schwerer zu
findender Aufstieg
nach Davestro. Heldenhafte Umkehr nach langem Abstieg mit
lebensgefährlicher
Canyon-Traversierung. Toller Urwald und ein warnender
Adler-Ruf. Gumpenbad kurz
vor Erreichen des Bivaco. Sind total erschöpft und
durchfroren. 2 Töpfe mit
heißem Essen. In der Hütte liegt noch ein
Billig-Deckenschlafsack im
Bestzustand. Willkommene Auflage für meine lädierte Isomatte.
Samstag, 13. Juli:
Trotz Spezial-Isomatten-Auflage
war es eine
unruhige Nacht. Durch den Tunnel geht es zum alten
Marmorbruch, über ein
weitläufiges ehemaliges Almgelände, ein unglaubliches
Blumenparadies. Feiner
Panoramaweg auf der Höhe, dann ein steiler Geröllabstieg bis
kurz vor Erto.
Dann der erste Blick auf den türkisgrünen, idyllischen
Vajont-Rest-See und die
große Verschüttung, die schon ganz gut wieder mit Bäumen
zugewachsen ist. Die
gigantische Staumauer liegt trocken und fast zugeschüttet.
Bequemer und schöner Höhenweg bis Casso mit einer Kreuzotter.
Dann gibt es vor
der Dorfbar Kuchen von einer Großfamilie, die gerade ihr
Picknick abhält. Dann
noch Eis und Cappuccino. Zivilisationskontakt vom Feinsten.
Abstieg nach
Codissago durch röhrenden Motorenlärm, Nürburg-Atmosphäre. Ein
Gewitter baut
sich auf. Regenschutz auf einer vermeintlich leeren Terrasse,
bis ein alter
Mann kommt und uns zum Kuchen einlädt. Wir verschwinden vor
Erscheinen des
nächsten Ganges. Obst kaufen, Abendbrot vor der Kirche in
Castellolavozzo.
Erreichen die nächste Bar mit dem Losbrechen des
Gewitter-Regens. Stehen dann
an der falschen Bushaltestelle, die richtige wäre an der
Umgehungs-Straße gewesen.
Haben dann Glück mit Trampen, mit Ente und sympathischem
Blumen-Experten: 70%
aller Orchideen-Arten Italiens wachsen hier, „Ways of
Silence“. Fahren mit bis
Tai di Cadore, von dort geht nach wenigen Minuten ein Bus nach
Cortina. Weiter
fährt heute kein Bus und mit Trampen haben wir auch kein
Glück. Finden einen
brauchbaren Biwakplatz am Fluß, erstaunlich dicht am Ort.
Sonntag, 14. Juli:
5.00 Morgen-Entertainment, 7.00
auf’i. 7.45
Start, Cappucco + Espresso in Bus-Bahnhofs-Bar. 8.45 Start
nach Toblach, dicke
Morgen-Nebel. Haben gleich Bahn-Anschluss nach Franzensfeste,
Tageszeitung +
Espresso + Bike-Landkarte im Ort. 20 Minuten später mit dem EC
weiter nach
München. 14:30 Finito, Tollwood, leckeres Curry
beim Inder.