Korsika Frühjahr 2002
Das zweite mal Hike & Bike durch Korsika. 9 Tage im Westen der Insel. Abenteuerliche Rückreise.
Freitag, 24. Mai:
11.00 Feierabend, Einkauf Brot + Kuchen. Teatime. Duschen + fertig packen. 14.15 kommt Angela, 14.45 Annette. Dachgepäckträger anbauen, 15.45 los. Sauwetter in München, ab Lindau dann super. Klasse-Alpenpanorama im Abendlicht. Am Schönsten das Tessin mit gut erhaltener, naturnaher Vegetation. Zelten auf einer Wiese vor Lugano. Grillen, 15 Grad, sternenklar, fast Vollmond. Abendbrot mit mexikanischem Cabernet. 23.00 Ruhe.
Samstag, 25. Mai:
Angela
weckt uns 05.30, 6.20 ist fertig gepackt, Aufbruch. Tolle
Taiwan-Landschaft gleich links hinter Lugano. Dann endlos
Reisfelder und Reiher in der Po-Ebene. Abgebrannte
Küsten-Landschaft, nur Macchia wächst noch. Sind beizeiten in
Savona. Tickete kaufen, Parkplatz suchen, Espresso-Bar,
Super-Mercado.
12.45 auf die nagelneue Fähre. Den ausgelaufenen Joghurt aus
dem Gepäck waschen. Tee kochen. Lesen im Liegestuhl.
Stürmisch. 1a Wetter. Starker Blick auf Calvi und die Berge.
Haare waschen. Burg besichtigen. Stadtrunde. Eis und Kaffee
sündhaft teuer. Sehr touristisch. Start Richtung Galeria.
Klasse Beleuchtung der tollen Küsten-Linie. Eher kahle Berge.
Kurz vor dem Sperrgebiet direkt unter der Müllkippe platzt
Annettes Mantel. Habe zum Glück einen Mantelflicken mit.
Zurück nach Calvi, dort gibt es den einzigen Fahrradladen weit
und breit. Montag ist offen. Beschliessen für morgen eine Tour
durch den Foret de Bonifatu. Klasse Campingplatz, ruhige
Terrassen direkt am Meer unter Bäumen. Essen, den Mexiko-Wein
alle machen, 24.00 Nachtruhe. Schöne Abend-Atmosphäre.
Sonntag, 26. Mai:
8.00
raus. Bis 10.00 kramen und frühstücken. In der Mittagshitze
hoch zum Forsthaus. Am Forstbeginn noch leichte Brandspuren.
Oben Klasse-Landschaft. 3-Euro-Eis. Gutes Quellwasser. Durch
dschungelartigen Mischwald und Hochwälder zur Bocanassa-Wiese.
Kraxeltour auf den Gipfel. Kollosales Panorama. Ziemliche
Verwüstung durch die Rinder ringsum. Abstieg lang nicht so
schön, dafür feiner Downhill mit dem Bike nach Calvi. Ziemlich
geschafft ins Camp. Kochen, 23.00 Ruhe. „Nur“ 18 Grad beim
Hinlegen, gestern waren es 21.
Montag, 27. Mai:
8.00
raus, 9.30 zur VTT-Werkstatt. „Michelin World Tour“ aufziehen.
Regen. Super-U. Verpflegung in Massen + Teetasse. Zum Camp,
zweites Frühstück und Teatime mit der neuen Tasse. Vom
Feinsten. Abbauen, Regen. Espresso beim Campwart. Küsten-Route
Galeria. Je südlicher, desto besser erhaltene Vegetation.
Tolle Küsten-Landschaft. Fango-Delta Amazonas-Landschaft.
Camping Ideal in Galeria. Stinkt beim Aufbau vom Klärwerk.
Duschen, Wäsche waschen. Kochen. Feines Dinner. Guter
Merlot-Wein. Vom Feinsten ! Reichlich Reise-Radler heute.
23.30 Ruhe. 16 Grad.
Dienstag, 28. Mai:
6.30 raus, 18 Grad. Frühstück etc., 8.00 los. Halbseidenes Wetter. Asphalt bis zum letzten Dorf, dann wilde Gravel Road. Dann noch wilderer Schutt. Wanderweg. Unten Los Paradisos-Blicke, oben karg und kein Vergleich mit der Herrlichkeit von Bonifatu. Kalt und stürmisch, sind nur kurz oben. Lästiger Abstieg im Schotter. Satter Downhill durch den groben Schotter, Annette mit ungefedertem, schmalspurigem Trekkingrad. Baden in der Supergumpe mit 20 Meter Schwimmstrecke. Warm und sonnig. Espresso im Cafe Corse am Abzweig nach Porto. Aufmüpfige T-Shirts im Angebot. Magnum wieder 3 Euro. Eine Stunde Sonnenuntergang am Delta und an der Felsenküste. Super ! 21.15 Teatime. Essen. Sit In unterm Sternenhimmel. 23.30 Ruhe.
Mittwoch, 29. Mai:
7.30 raus, rumpfriemeln bis 10.30, LM einkaufen, Magnum Doble 2,20 E ! 5 km zum Cafe Corse, Cafe o Lait im Garten, Schwatz mit Motorrad-Fahrern. Start zum Pass, 400 Hm in flotter Fahrt. Toller Blick auf die Küste. Siesta, Tea Time. Fuss-OP bei Angela. Downhill. Erste Hinterrad-Panne, dann wieder und wieder a la Slowenien letztes Jahr. Wieder Schwalbe-Reifen, wieder das gleiche Fehlerbild wie letztes Jahr. Letztlich retten mich A&A mit Schläuchen und einem Mantel von der Tankstelle in Porto. Schlauch leider für französisches Autoventil. Klasse-Abendstimmung an der spektakulären Küste. Schönes Terrassen-Camp am Ort. Duschen, Essen. A&A waren zum Glück schon im Supermarkt. 23.15 wieder ein Platter, diesmal im Stehen. 16.5 Grad, Ruhe.
Donnerstag, 30. Mai:
Ausschlafen, lange Essen, Schlauch kaufen für französisches Ventil, Flicken hatte wieder nicht gehalten. 11.30 Start zum Spelunca Canyon über Ota. Tolle Strecke, Ort in 1a-Lage. Wanderung durch den grandiosen Canyon bis Evisa. Super-Kirschen klauen an der Gendarmerie National. Pappesatt. Cafe mit Panorama-Terrasse: Magnum + sehr guter Espresso. Abstieg. Sitzen lange auf einem tollen Panorama-Felsen in der Abendsonne. Zion- und Yosemite-ähnliche grandiose Landschaft. Runter zu den Bikes, über den Fluss zu den Riesen-Gumpen. Zwei Mädels aus Bayern sind schon drin. Trocknen in der Abendsonne, Aufwärmen bei der Auffahrt nach Ota. Downhill zum Camp. Etwas oberhalb phantastisches Abendrot hinter der Felsenküste. Die Zeltplatz-Tussi macht Theater wegen der Zeltplatz-Rechnung gestern, gibt aber schnell auf.
Freitag, 31. Mai:
Beizeiten
raus und mit den Bikes hoch in die Calanche.
Super-Küstenlandschaft ! Loswandern zum Capu de Orto am
Fußballplatz. Rote und weiße Felslandschaften, blühende
Wiesen, Hitze, aber Wasser bis sehr weit oben. „Gemauertes“
Biwak direkt unterhalb vom Gipfel. Dramatische Steilabstürze
Richtung Porto in den Canyon hinter den zwei Zacken.
Spektakuläres Panorama. Planungsdebatte
beim Abstieg. Downhill zum Strand, erstes Bad im Meer.
Espresso im Strandcafe.
Rundfahrt durch den Ort, nirgendwo gibt es Supa de la Corse.
Zum Camp, Versuch Essen zu kochen: Misslungen, Wechsel der
Gaspatrone führt zu einem flammenden Inferno. Zum Glück
fackeln die Zelte nicht ab und die Patrone geht auch nicht
hoch, da sie noch ein zweites Loch hat ... Steigen geschockt
und erleichtert aufs kalte Buffett um.
Samstag, 01. Juni:
6.30
Uhr raus, lange Frühstück und Teatime. Abbauen, Supermarkt.
Abschieds-Espresso im Cafe gegenüber. A&A biken längs der
Küste weiter, ich kaufe noch ein Ersatzschlauch an der
Tankstelle. Bekomme dort zum ersten Mal im Leben kein Benzin
für meinen Kocher ! Ist angeblich von der Polizei verboten,
soll im Supermarkt „Petrol Desaromatisse“ kaufen. Das tue ich
leider auch.
11.30 Start auf der Hauptstraße nach Evisa. Kaum Verkehr,
angenehme Temperaturen, leichter Wind, ideales Gefälle.
Traumhafte Landschaften. Mehr geht nicht mit dem Bike !
Reichlich Ziegen, Kühe, Schafe und vor allem Schweine auf und
an den Straßen. Großes Kastanienbaum-Sterben allüberall.
Magnum und Kaffee in Evisa im Terrassen-Cafe von gestern.
Weiter oben gibt es dann Supa de la Corse ! Kann aber nicht
schon wieder Pause machen. Weiter oben dann Teatime-Stop in
einer traumhaften Yosemite-Landschaft im Aitone-Forst. Mit
Teetrinken wird es aber nichts, weil sich „Petrol
Desaromatisse“ als eine ölige, nicht zu entzündende
Flüssigkeit entpuppt.
Hoch
zum Pass, Wechsel der Szenerie zu einer eher herben, und
zunehmend kargen Landschaft. Dafür echt korsische Dörfer. Ein
kleiner, aber geöffneter Supermarkt in Calacuccia. Das karge
Hochtal geht langsam über in den spektakulären Regina Canyon.
Hauptstraße, aber relativ ruhig am Samstag Abend. Camping in
Grisgione, 4 wütende Hunde machen mir zu schaffen, der
Camping-Chef kann sie mit Mühe bändigen. Der Platz ist fast
leer. Bestelle für morgen früh Baguette. Bekomme einen
Scheinwerfer zum Zelt aufbauen ! 23.00 Uhr, 17 Grad,
Nachtruhe.
Sonntag, 02. Juni und Montag, 03. Juni:
6.30
raus. 13 Grad hier am Morgen im Inland, unausgeschlafen. Habe
gefroren in meiner geöffneten, superleichten
Kaufhaus-Daunentüte. Frühstück nebenbei beim Abbauen, Baguette
einpacken, 7.40 los. Ab 9.00 heftiger Verkehr, mache nur
wenige und kurze (Kaffee-)Stops. Großeinkauf in Borgo im
Supermarkt. Fahre dann der Zeitersparnis wegen auf der auch
Sonntags unangenehm dicht befahrenen Hauptstraße statt den vom
letzten Mal bekannten Weg hinterm Flughafen an der Küste.
Einmal quer durch Bastia, ein MTB-Festival auf dem
Hafen-Vorplatz. 11.30 am Hafen-Ticket-Office. Kaufe ein Ticket für die 11.40 Uhr
Savona-Express-Fähre, bin 11.35 an Bord, Punkt 11.40 Uhr ist
Start. Nahtlos ! Fahren vorbei am Cap Corse, landschaftlich
nicht so toll. Ausgiebig Mittagessen & -schlaf im Sessel.
Bin heute zum ersten Mal richtig müde tagsüber.
Schreibe
an meinen Memoiren. Kurz vor drei in Savona. Der Kleinbus zum
Bahnhof steht schon da. Brotzeit am dicht bevölkerten Strand.
Schön grünes Bergland hinter Savona. Lange Radfahrt zur
Stazione. Freundliche Beratung in der leeren
Bahnhofs-Information, bekomme auch gleich Tickets für Zug mit
Liegewagen. Stadtrundfahrt. Eis zum halben Korsika-Preis.
Bio-Markt unter den Arkaden. Lockere Flanier-Atmosphäre.
Zum Bahnhof, Packen, Cappucino und Espresso. Rein in den Zug,
habe vergessen, das Ticket zu lochen. Ziehe den Abteilvorhang
zu und springe noch mal kurz raus in die Unterführung zum
Lochen. Komme zurück, da ist der Zug schon Richtung Milano
abgefahren. Mein Gepäck auch. Das Office will helfen, ich
mache alle nötigen Angaben. 15 Minuten später geht vom
gleichen Gleis wie der letzte Zug der nächste (langsamere )
Zug nach Milano ... Das wusste ich nicht und das war mein
Pech. Ich muss den hilfsbereiten aber hilflosen Bahnbeamten,
dem ich folgen soll, abwimmeln und in den Zug springen. Der
Zug ist rammelvoll, ich hocke auf dem Trittbrett der Tür, es
ist zugig und kühl nur mit T-Shirt und kurzer Hose. Außerdem
bin ich ziemlich hungrig.
Milano:
Der öffentliche Kundendienst ist seit 21.00 Uhr zu. Die
Polizei schickt mich zur Gepäckaufbewahrung. Ein hilfreicher
Typ telefoniert herum und organisiert eine Zugdurchsuchung im
anderen Bahnhof, wo der letzte Zug angekommen ist. Es ist
22.10 Uhr, ich soll einige Minuten auf den Rückruf warten.
22.45 kommt er endlich, der Rückruf. Ein Teil des Gepäcks ist
wohl zerfleddert gefunden worden. Erst soll ich zum Parco
Centrale, dann doch wieder rüber zur Polizei. Warten.
Dann geht es mit einer Polizei-E-Karre durch die Massen zum
letzten Gleis, direkt oberhalb vom Straßenstrich, sehr zur
Belustigung meiner beiden Begleiter. Wir landen schließlich
bei der Polizei-Hundestaffel. Dort muß ich erfahren, dass der
Zug gerade zur Wäsche ist. Sind dann 23.30 wieder auf der
Polizei. Wieder warten. 0.15 Uhr geht es dann mit dem
Carabineri-Wagen durchs nächtliche Milano zum „Parco Centrale“
der Eisenbahn. Wir fahren durch große Tore und schwer
gesicherte, hohe Mauern. 2 Typen stehen schon da mit meinem
Rad und einem schwarzen Müllsack. Im Müllsack ist der
restliche Kram. Die Sachen sind arg zerfleddert, aber egal,
das allermeiste scheint noch da zu sein ! Freundliche
Verabschiedung, dann stehe ich um 0.45 Uhr bei 25 Grad (!)
irgendwo im Nirgendwo weitab vom Zentrum mit gut 30 Kilo
Gepäck auf der Straße.
Ich
laufe zur nächsten Metro-Station, die ist schon zugesperrt.
Zum Glück fährt noch ein Nachtbus ins Zentrum. Weiter zum
Bahnhof zu Fuß. 01.30 Uhr am Bahnhof. Der Bahnhof ist bis
04.00 abgesperrt. Brotzeit vor dem Eingang. Die Stadtreinigung
beendet mein Mahl mit Hochdruck-Reinigern. Gehe rüber zu den
Parkbänken. Dort umschwärmen mich die Penner wie die
Schmeißfliegen. Ich packe die Kampfgas-Patrone in die
Bauchtasche.
Gepäck sortieren. Das Fahrrad-Werkzeug inkl.
Rahmen-Spezialschlüssel und die LED-Taschenlampe sind weg, die
Lebensmittel auch. Schade um den guten italienischen Schinken
... Lese bis 4.00 Uhr im Korsika-Buch, gehe dann in den
Bahnhof und schlafe eine Stunde auf meinem Gepäck. Ein
Italiener schreckt mich auf, als mir ein junger Marokkaner an
die Bauchtasche will. Mein Glück. Der ganze Bahnhof wimmelt um
diese Uhrzeit von diesen Brüdern. Die Cafeterias haben leider
leider noch zu. Gehe schon mal in den IC 6.05 Uhr nach
Venedig, international sogar zuschlagfrei. Wache zum Glück
noch vor Verona auf ... In Verona Espresso und Capuccino,
„Süddeutsche“ und „Zeit“ kaufen, dann dem Italo-Gewusel
zuschauen. 9.00 Uhr Start nach München. 10.00 Uhr Anruf bei
Rolf, dass ich heute nicht auf Arbeit kommen kann. 14.30 in
München.
.