Spanien Frühjahr 2023


Einmal quer durch Spaniens Süden



Granada

Plaza Espana in Sevilla


Sa, 29.04.

Perfekte Abflugzeit 14:40 Uhr. Leichte Verspätung. Man nimmt uns am Flughafen die stumpfen Zelthäringe ab, zum ersten Mal im Leben bewertet man diese stumpfen Teile als gefährlich. Müssen den ersten Landeversuch wegen Sturm abbrechen, zweiter Versuch gelingt. 18:00 in Alicante, 33 Grad, schwarze Wolken. Bus in die Stadt, Einchecken klären, 10 min zu Fuss bis zum Apartment, Die Mutter vom Vermieter ist schon oben. Unten im Erdgeschoss ist eine Kneipe mit Wochenend-Halligalli. Hoch ins 4. OG, geräumige Wohnung nach zwei Seiten. 

Hoch zum Burgberg, Wolken immer schwärzer, Blitze zucken, beeindruckende Sonnenuntergangs-Atmosphäre. Oben ist heute wegen Konzert geschlossen. Abstieg Richtung Altstadt, es beginnt zu schütten, glitschigrer und steiler Abstieg, zum Glück haben wir die Regencapes mit. Unten Halligalli, die Cruz del Mayo Feier trotzt dem Regen. Marschieren außen herum zurück in die Herberge.

So, 30.05.

Wandern Richtung Decathlon, hat Sonntag offen. Breite Autopisten umgewandelt zu grünen Flanierboulevards mit schmalen Autostreifen an den Seiten. Gaststätten und Cafés ohne Ende. Lecker Cortado in einer Wohnviertel-Partymeile. Temperatursturz von 35 Grad gestern auf 25 Grad heute. Decathlon: Die leichtesten Häringe wiegen ein halbes Kilo pro 10 Stück. Wir schlagen zu.

Trambahn zurück ins Zentrum bis zur Endstation. Über den Marva Boulevard hoch in den Park um den Monte Tossal. Viel Panorama in alle Richtungen. Den Marva runter bis zum Marmor-Boulevard an der Küstenstraß. Weiter die Strandpromenade bis zum Ende, alles gut besucht heute. Hoch zum Höhenboulevard über der Küstenstraße, vor zur Mayor FGZ, bis zum Ende, hoch zur parallelen FGZ und dann bis zum Burgberg und hoch zur Burg, schließt nicht mehr 22 sondern 20 Uhr! Glück gehabt. Super Anlage, prächtige Blicke in alle Richtungen. Ideale Temperaturen. Fast nur Spanier hier oben. Abstieg Richtung Herberge, 20:15 ziemlich pflastermüde auf dem Sofa. Die Kneipe hat heute zu. Himmlische Ruhe.

Mo, 01.05.

Unten hat der Bäcker heute offen. Marschieren zum Bahnhof, Automaten gehen nur mit Karte, bar nur mit anstellen. Rigoroser Sicherheits-Check, man fragt nach den Metallstangen, akzeptiert dann die Erklärung dass es Zelthäringe sind. Eine knappe Stunde bis Murcia. Hangeln uns in kleinen Etappen durch das Stadtzentrum Richtung Hotel. Zwischendurch die imposante Kathedrale anschauen und einen ausgesprochen leckeren Cortado aus einer Faem High Ende Maschine. Können schon einchecken. Kreuz und quer durch die hitzeflirrende Stadt mit ihren  vielen kleinen Parks. Abends nur moderates Begängnis, Feiertag. Weit mehr Bettler als in Alicante. Schön leise zentrale Klimaanlage im Hotel.

Di, 02.05.

Früh 15 Grad, fühlt sich viel wärmer an. Morgen-Cortado in Bar am Busbahnhof, pünktlich 07:45  Start nach Granada, ohne jede Pause geht es durch bis Granada. 2x minutenkurze Passagierwechsel von anderen Bussen. Trockenes Land mit Obst und Gemüseplantagen bis zum Horizont, viele Höhlenwohnungen.

40 km vor Granada wird es gebirgig und grün, die Sierra Nevada ist schon 100km vor Granada zu sehen. Unten im Tal dann der weiträumige Siedlungsbrei von Granada. Aldi und Lidl begrüßen uns. Busse in die Innenstadt im 7min Rhythmus, Credibus Discountkarte gibt’s im Bus, obendrauf 50 Prozent Inflationsrabatt von der Regierung.
Gepäck beim Herbergsvater abstellen, durch den Flusspark, die Platanenallee, dann in einer Kirche das Event des Jahres, die Schutzheilige von Granada, Senora de Las Angustias, wird auf dem Altar gezeigt, um Sie um Regen zu bitten.

Kreuz und quer durch die ausgedehnte und prächtige Altstadt, voll mit dem prallen Leben. Bis hoch zum Botanischen Garten der altehrwürdigen Uni. Überall Maikreuze und schon Mittags Maikreuzfeiern, vor allem Frauen und Kinder mit Tracht, es wirkt als hätte die halbe Stadt Urlaub. Beim Mercadona erstklassige (Vollkorn) Brote und super Baguettes, ordentliche Tomaten. Ausgiebig essen auf der unteren Hausterrasse. Vor unserem Häuschen versperrt eine gigantische Neubau-Baustelle das vormals  prächtige Panorama von der oberen Terrasse auf Hochgebirge und Stadt, an allen Seiten der Baustelle hängen die Protestplakate der Anwohner. Damit ist der Fluss-Park nebenan ein gutes Stück kleiner geworden.

Mi, 03.05.

6:45 Start durch den Flusspark bei großartigem Vogelkonzert. 108er Bus nach Monachil, Start auf Monachil Pfad, mit Grasmücke, Pirol und Nachtigall durch die dschungelmäßig bewachsene Schlucht. Reichlich Hängebrücken. Wird dann zum Wasserrohrpfad, mit Eisenklammern für die Felsüberhänge und Kriechpassagen für die ganz schweren Fälle. Wird zur engen Klamm mit beeindruckenden Felswänden. Gehen bis zum offiziellen oberen Ende des Flusspfads, schon auf dem Gebiet des Sierra Nevada Nationalparks, wechseln dann in die sonnendurchglühten freien Hänge der anderen Flußseite. Schön wildes Panorama, dann eine abartig häßlich in die Landschaft gefräste Piste, die wir zum Glück nur queren müssen. Alle die die offizielle Cahorros Runde gehen, landen genau auf dieser Piste.

Wechseln für den letzten Teil des Rückwegs auf den schönen Schluchtgrundpfad des Hinwegs. Bus zurück in die Stadt, Reitergruppen in Tracht reiten durch die Straßen. Es tobt der zweite Tag und Höhepunkt der Maikreuzfeiern von Granada. Die Stadt ist voll im Ausnahmezustand. Selbst der Mercadona ist geschlossen, obwohl kein Feiertag ist. Marschieren durchs Zentrum hoch zum Mirador San Nicolas auf dem Albacin Hügel mit Bilderbuchpanorama über die Alhambra auf die Berge. Gut besucht und gute Stimmung, tanzende Kinder in Trachten, Gitarre und prächtige Kostüme. Polizei jagt Dealer im Park nebenan. Bleiben lange oben und wandern dann durch die berstend volle Stadt in unser Tiny House.

Do, 04.05.

Beim Morgenkaffee Entscheidung für Nerja als morgiges Etappenziel. Direktbus für 10:15 buchen. Steigen gleich gegenüber den Hang hoch zu den Carmen de los Martires Anlagen, ein prächtiger subtropischer sattgrüner Gartenpark neben der Alhambra. Ausgiebiger Rundgang mit Pirol-Gesängen. Hoch zur Alhambra, Menschenmassen stauen sich am Eingang des Palastes, für heute alles ausgebucht. Schöner Aussichtspunkt am Vorgelände. Herberge buchen für Nerja. Fader Kaffee. Spazieren noch rüber zum Parador, 685 Euro pro Nacht. Weiter hoch zu den beiden Miradores oberhalb der Alhambra, dann vorbei an den Alhambra Großparkplätzen und steil hoch zum Höhenzug des Parque Periurbano, zerfurcht von MTBs und teils abgesperrt von Ausgabungszäunen. Waldbrand-Baumleichen  gegenüber am nächsten Berghang. Oben lang bis zum Mirador Silla del Moro, Abstieg scheitert an einer unüberwindbar hohen Mauer. Zurück und durch die Dario Schlucht runter ins Zentrum. Noch ein fader Cortado in Nobelcafé an der Plaza Nueva. Kathedrale, Bib-Rambla, alles sehr beschaulich heute.

Wegen dem stahlblauen Himmel nochmal hoch zum Mirador San Nicola, heute mit Bus, Minibus C32 durch die Dario-Schlucht. Top Landschaftsbild heute mit dem blauen Himmel, entdecken dann auch noch die Aussicht vom schönen Garten der Moschee, absolute Spitze.
Polizei jagt Schwarzhändler und umkreist den Dealerpark. Noch ein paar Bilder vom Park, durch die Gassen in die Schlucht, Vollkornbrot beim Mercadona, in die Herberge. Erstaunlich viele Einheimische tragen Maske, überwiegend die Altersgruppe 25-40.

Fr., 05.05.

Ausgiebig Frühstück mit Baustellenlärm. 33er Bus zum Busbahnhof, 10:15 Start nach Nerja. Fahrt durch wildes, sonnenverbranntes Wüstengebirge. Einchecken, essen auf der großartigen Dachterrasse. Der Naturpark in dem Bergen im N der Stadt hat sogar einige Bäume. Ausgiebige Runde durch das freundliche Urlauberidyll Nerja. Die ziemlich neue Uferpromenade unterm Bröselgestein-Hochufer ist schon wieder gesperrt und mit massiven Mauern verriegelt. Abends große Wäsche und Planung. In El Chorro gibt es für Morgen im Olive Branch Camp nicht mal mehr freie Plätze zum Zelt-Aufstellen. Deutlich kühler hier an der Küste als im Inland. Große Klamotten-Wäsche im Hostal. Bus nach Malaga buchen bei Alsa für 07:15. Interbus-Ticket von Malaga nach Ronda klappt nicht wegen Serverfehler.

Sa, 06.05. 

Bus geht pünktlich, in Malaga steht schon der Interbus nach Ronda, Fahrer verkauft aber keine Tickets mehr, weil „Completo“. Nächster Bus ist 10:30 Uhr, aber Interbus-Schalter hat Sa/So geschlossen, wir sollen beim Fahrer kaufen. Da weiss aber kein Mensch, ob es bis dahin nicht wieder „Completo“ ist. Gehen rüber zum Bahnhof, der einzige Direktzug des Tages geht in einer halben Stunde, ist aber „Completo“. Nehmen den nächsten Zug nach Antequera. Lange Schlange am Check-in. Im Zug Anschlussticket für Nachmittag nach Ronda per Renfe App. Erfahren in Antequera, dass der Bahnhof Richtung Ronda, „Antequera Santa Ana“, 17 km außerhalb liegt. Der einzige Zubringerzug ist wieder „Completo“ und wäre eh ein Risiko, weil nur 15min Übergangszeit. Stadtbusse gibt es nicht, nur Taxis. Marschieren dann erst mal hoch zum Castello, von dort schöner Blick über die weiße Stadt und das graue Wüstenfelsen-Karstgebirge „El Torqual der Antequera“ im Hinterland.

Dann runter ins Stadtzentrum, lohnt nicht wirklich, etwas Fussgängerzone, sonst nur enge Straßen voller Autolärm. Zum Taxistand bei der Markthalle, raus zum supermodernen Santa Ana Bahnhof, menschenleer und mitten in der Pampa, das Bahnhofscafé ist geschlossen und zur Neuvermietung ausgeschrieben. Die einzige Gastronomie ist der Cola-Automat. Dafür gibt es 3 Steckdosen, Handy laden kein Problem. Zum Bahnsteig ohne Check-In-Schlange, für eine Abfahrts-Anzeige am Bahnsteig hat das Geld nicht gereicht, aber immerhin für eine Uhr. Fahren dann durch welliges Land, Olivenplantagen auf brauner Erde, Windrad-Areale, verbranntes Ödland mit einigen grünen Halmen. In den kleinen Bahnhöfen kann jeder ohne Kontrolle rein, in den Großen sind die Kontrollen scharf wie am Flughafen, inklusive Gepäck röntgen und Leibesvisitation.

15:33 pünktlich in Ronda, keine 10 min bis ins Zentrum, Wohnungs-Pin funktioniert nahtlos. Durch die brummende Fußgängerzone vor zu den prächtigen Aussichtspunkten der Hangkante. Unterwegs Schüler-Prozession. Über die große Brücke in den alten Stadtteil. In der Kirche am Ende der alten Stadt sammelt sich das wohlkostümierte Wallfahrervolk zum gemeinsamen Folkloresingen. Glasklare Luft. Hoch zum Mercadona, das leckere Vollkornbrot besorgen, gibt’s auch hier in Ronda. Stadtreinigung mit Reisigbesen und leisem Laubsauger statt Laubbläser.

So, 07.05.

Die Fussgängerzone ist schon gut belebt, Frühstücksstuben an jeder Ecke, voll mit Einheimischen. Vor zur Hangkante, rechts weg die Parkpromenade bis zum Ende, Vogelparadies. Kristallklarer Blick über das grüne Flußtal auf die Sierra de las Nieves. Retour, zur Brücke und auf der Ostseite die großartigen Schluchtkanten-Pfade runter zur zweiten Brücke. Frösche und Vogelkonzert, stahlblauer Himmel über der Altstadt. Absolut grandiose Atmosphäre. Runter bis ins sattgrüne Flusstal und wieder hoch. Die Treppen hoch in die Altstadt, guter und kräftiger Cappuccino. Entscheidung für Benaojan als nächstes Etappenziel, nicht Grazalema, der Dürre wegen. Herberge buchen.

Ans Ende der Altstadt, oben auf der Stadtmauer entlang, dann Start der Schluchtgrund-Suche. Der neue Hauptwanderweg ins Tal ist wegen Baumaßnahmen radikal verbarrikadiert. Außen die Straße rum, dann Pfad bis zur nächsten Wanderweg-Barrikade. Rechts vorbei ein Weg Richtung Brücken-Unterquerung. Wir gehen den schmalen Umgehungspfad links an der Mauer vorbei bis zum Mirador. Dann auf wilden Pfaden bis einige Meter über einer Schluchtgrund-Gumpe, ausgiebig Pause mit perfektem Blick auf Brücke und Wasserfall. 2 Canyoning-Typen toben den Wasserfall runter. Wir gehen über die Mühlen-Gaststätte zur Brücke, wo laut Karte der Aufstieg zur anderen Seite der Stadt beginnt. Ist mit Stahltor verbarrikadiert, laut Karte der Stadtverwaltung geht es hier lang, noch eine Brücke gibt es nicht. Wir kehren wieder um und steigen auf. Noch einmal durch das jetzt touristenleere Altstadtidyll, über die Puente Nuevo und durch die Fußgängerzone zum Obsthändler neben unserer Wohnung.

Mo, 08.05.

Ausgiebig Kaffee und Frühstück, Mercado macht erst 9 Uhr auf. Hoch zum Mercado hinterm Bahnhof, das leckere Vollkornbrot kommt erst 10:30, zu spät. Start Richtung Benaojan. Oben die Hangkante entlang mit schönem Morgenblick auf die Nieves-Berge. Es wird schnell heiß. Rüber zum Fluß-Rinnsal, auf der Piste entlang der Bahnlinie, dann Pfad, dann ist Ende im Gelände. Man müsste auf den Gleisen gehen um dem markierten Pfad der OSM Karte zu folgen. Die Vegetation ist zum Glück offen, wir steigen steil hoch zum oben verlaufenden GR Wanderweg. Dann an einem auch in der Realität existierenden Abzweig runter zur großen Karst-Flussquelle. Ein Reisebus voller amerikanischer Teenager planscht begeistert in den Fluten und ist schwer mit Model-Fotosessions beschäftigt. Ausgiebig Brotzeit im Schatten, gut gekühlt durch die vorbeiströmenden kalten Wassermassen. Eine Ziegenherde mit Hütehunden verzückt die Teenies. Weiter am Fluss entlang bis Benaojan. Einchecken in die ultimative Luxus-Finca „Casa Rural El Nacimiento“ mit Privatpool, direktem Zugang zum Fluß, schönem Bergblick, riesigem und perfekt ausgestattetem Outdoor Küchenbereich. Die Wirtin ist ein echtes spanisches Original. Bekommen gleich eine Einführung in die Siebträgermaschine, Kaffebohnen-Flatrate ist inklusive. Ein voller Kühlschrank auch. Unglaubliches Preisleistungsverhältnis. Hose waschen, Obstkorb plündern, Espresso trinken. 4 Fernseher, einer draußen, drinnen einer in jedem Zimmer.

Di, 09.05.

Die erste Brücke raus aus dem Ort ist abgebrochen, wir folgen einer Einheimischen zu einer Trittstein-Überquerung. Dann auf schönem Weg durch alte Korkeichenwälder mit Blick auf die wilden Karstberge bis Jimera de Frontera. Der Bahnhof scheint stillgelegt, der Campingplatz macht erst Freitag wieder auf. Wildcampen wegen allgegenwärtiger Stacheldrahtzäune und Wassermangel keine Option. Wasser tanken und weiter Richtung Cortes de la Frontera. Zimmer reservieren. In glühender Nachmittags-Hitze überwiegend auf offenen Forststraßen durch blühenden und duftenden Ginster und dichte Korkeichenwälder. Das ist heute die bislang grünste Gegend der gesamten Reise. Ein neuseeländischer Reiseradler auf 6 Monats-Tour zwischen Studium und Job. Fragt, ob die Strecke auch ein Pilgerweg ist. Mit letzter Kraft vom Talgrund die knapp 300Hm hoch nach Cortes, am Ortseingang in bester Panoramalage eine gewaltige Bauruine im Hotelstil. Danach neben einem Wasserhahn mit Steinbecken und "Potable"-Aufschrift die Wanderwegweiser. Ordentlich trinken. Sehen dann das verblasste „Non“ neben dem „Potable“, nachdem uns Einheimische sagen, dass es kein Trinkwasser ist. Einchecken, dann vorbei am noch geschlossenen Kommunal-Camping zum gleich daneben liegenden Mirador-Stadtpark, der exponierteste Teil des schön am Osthang der Sierra Grazalema gelegenen Orts. Von hier könnte man gut über die kleinen Dörfer nach Grazalema laufen. Ziemlicher Halligalli von der Herbergsgastätte und vom Sportplatz, ebbt Mitternacht ab. Herberge für morgen in Gaucin buchen.

Mi, 10.05. 

7:15, Start in der Morgenkühle. Nachtigall und Pirol trällern an jeder Ecke des Abstieg. Bergauf und bergab über Forstpiste, links und rechts überwiegend hermetisch dichte Maschendrahtzäune mit 3 Reihen Stacheldraht, ganz unten, nach einem Drittel, ganz oben. Maschenweite verringert sich nach unten. Dahinter Waldweide für Schweine und Ziegen oder Wildnis. Die Landschaft bleibt so grün wie gestern. Die Pisten ziehen sich bis zum Ruinen-Haus am Eingang zur Geierschlucht. Der erste Mirador "Las Buiteras" ist eher langweilig, die hier breite und flache Schlucht ist trocken. Auf Pfad runter bis zur Puenta Aleman, die Mittagssonne scheint gerade auf den Grund des ab hier ultrasteilen und -schmalen Canyons, der ab hier auch wieder Wasser führt. Die Geier kreisen über uns. Auf allen Vieren durch den Tunnel, dann hoch zum Pass. Jetzt kreisen die Geier über und unter uns. Die Landschaft wird immer bombastischer, in Abstiegsrichtung sattgrünes Südostasien-Bergambiente, hinter und neben uns die Felswildnis der Schlucht, um uns die Oleander- und Ginsterblüte. Unten im Tal ein Ginsterwald aus baumgroßem und -dickem Ginster in voller Blüte. Dann ein Seitabstecher durch den dichten Uferdschungel zu einem traumhaft schönen Kieselstrand am smaragdgrünen Wasser, flussauf die Schlucht, flussab die Dschungelberge. Nicht Mal eine Handvoll Wanderer den ganzen Tag in dieser grandiosen Gegend, dafür drängeln sich alle im Gran Rey.

Weiter Richtung Gaucin, kurz vorm Ort das Werk eines gnatzigen Landeigentümers: Links und rechts vom Weg mehrere Meter breit gerodete Stachel-Macchia liegt direkt auf dem Wanderpfad. Dann ein Schild „Privateigentum“ und „Betreten verboten“, darüber und daneben heruntergerissener Stacheldraht. Am Ortseingang ein Pumpspeicherkraftwerk. Im Ort am Platz eine offene Bar, die Meson der la Flores, jetzt um 16 Uhr, doppelter Cortado. Hoch in die rustikale Herberge „Hotel Restaurante Las Buitreras“, einchecken, abhängen am Pool, beim Chef noch um eine Nacht verlängern, nach den letzten zwei Hardcore-Tagen ist ein Ruhetag fällig und Angela hat ein Magenproblem, das Trinken aus dem Wasserhahn am Ortseingang von Cortes?

Do, 11.05.

Früh zum ersten Mal bedeckter Himmel. Gegen 10 Uhr lösen sich die Wolken auf. Mäßiger Cortado beim Herbergsvater aus einer Simonelli-Maschine. Die Geier kreisen. Einkaufen beim Bäcker und im „Autoservicio“ Supermarkt. Lesen, abhängen, guter Cortado im Ort, heute hat nur die zweite Gaststätte am Platz, die Meson der la Espana, geöffnet. Extrem wenig Verkehr, jedes Auto ist fast ein Ereignis. Phänomenal entspannend. Morgen ist hier Marienprozession, die Bühne wird gerade aufgebaut. Viele Häuser stehen zum Verkauf. Angela ist noch krank. Quartier und Bahnticket für Jimena besorgen. Recherchiere die Busverbindungen über die Dörfer, selbst die sind platzkartenpflichtig, man muss bei jeder Buchung Namen + Ausweisnummern + Kreditkartennummern bei der regionalen Busgesellschaft erneut eingeben. Das Wetter ist absolut top, sofern man im Schatten am Pool liegt. Gestern waren außer uns nur noch zwei Wanderer im Hotel, heute ein paar mehr.

Lese einen Artikel über die extreme Einwohner-Vertreibung aus den großen Küstenstädten und Sevilla durch Umwandlung der Wohnungen in Touristenwohnungen. Hier in der Serrania Ronda ist es eher andersherum. Die Wände der Herberge sind lärmdicht wie Papier, die 6 Wanderer und 3 Fully-Reiseradler wohnen links und rechts von uns, der Rest des Hauses ist leer.

Fr, 12.05.

Gegen 8:30 treffen sich Wanderer und Reiseradler zum Frühstück in der Meson der la Espana unten am Platz. Wieder ein ordentlicher Cortado. Wieder Morgenbewölkung wie gestern. 18 Grad. Ein ganzer Schwarm Stadtreinigung ist unterwegs und gut drauf, nur mit Besen, Schaufel und Wassereimer. Alles Spanier. 7 Techniker hängen neben der Bühne eine Girlande für die Prozession auf, sind auch ausgesprochen gut drauf.

Zug kommt mit 40min Verspätung, 14min später in Jimena de la Frontera alias Los Angeles. Schöner Anblick des weißen Dorfes mit Burg drüber schon vom Bahnhof am Hang gegenüber. Supermarkt und Aufstieg zu unserer Wohnung dicht unter der Burg. Die Wohnung ist ein sagenhafter 120qm Palast. Kaffee präparieren und auf der großartigen Fernblick-Terasse trinken. Dann hoch zu den gut präparierten Risco-Pfaden, die sich von Mirador zu Mirador schlängeln. Wieder reichlich Geier hier in diesem felsigen Gelände mit Fluß im Tal. Unerwartetes Landschaftsjuwel und Vogelparadies. In die Herberge, essen, planen. Der einzige Zug der tagsüber am Do. nächste Woche von Cadiz nach Malaga fährt, ist jetzt schon ausgebucht. Stellen fest, dass wir durch Schlüssel-Verwechslung in der falschen Wohnung sind. Schreibe unserer Vermieterin.

Hoch auf die Festung, top Aussicht zur Sonnenuntergangszeit, niemand hier oben außer uns. Runter Slalom laufen durch die in Andalusien allgegenwärtigen Hundehaufen. In der Innenstadt tobt ein Open Air, großes Glück, dass wir hier oben am Berg sind. Wetterprognose: Heute erstmalig Regenrisiko + mehrheitlich Wolken im Binnenland und an der Mittelmehrküste, am Atlantik die nächsten Tage besser. 

Sa, 13.05.

Vermieterin hat sich 23:20 für die Info mit der Wohnungsverwechslung bedankt, ist kein Problem. Ausgiebig Kaffee und Frühstück, runter zum Hauptplatz, weiter zum Bahnhof, alles voller Reiter und Trachten, heute ist zweiter Tag einer 3tägigen Feria, erzählt uns am Bahnhof ein seit einem Jahr in Jimena lebender junger holländischer Maler, der seit Jahren von Land zu Land tingelt. Fahren nach Algeciras, Stadtrundgang. Sehr lebendig und sehr viele rausgeputzt er als 1991, ausgedehnte Fußgängerzonen, pulsierender Markt, sehr schöner Stadtpark. Mords-Hafenanlagen, guter Blick auf den Affenfelsen von Gibraltar. Top-Cortado.

Am Busbahnhof gegenüber vom Bahnhof gibt’s keinerlei Verkaufsbüro der lokalen Busgesellschaft TGComes. 14:45 Bus Richtung Tarifa, Tickets können am Bus gekauft werden. Fahrt durch grünes Hügelland bis Tarifa, Blick auf Afrika. Unterkünfte Samstags stark ausgebucht und exzessiv teuer. Haben Glück und finden vor Ort ein Zimmer in einem bei Booking ausgebuchten freundlichen Hostales. Erdgeschoss zur Straße, pieksaubere kleine Mönchszelle. Das volle Kontrastprogramm zu gestern.

Start Stadtrundgang, angenehmes Ambiente, Hafen mit Fähren nach Ceuta und Tanger, Kitesurfer, stürmischer Wind. Laufen über den Damm bis zur Insel, links Mittelmeer, rechts Atlantik. Insel kann nur organisiert besucht werden. Rüber zum Atlantik, markierter Küstenwanderweg geht bis Algeciras. Glasklarer Blick auf Tanger und die wilden Felsberge von Marokko. Man kann den marokkanischen Windrädern beim Drehen zusehen. Abends steppt der Bär in den Altstadtgassen.
In der Herberge ist Fenster zu und Klimaanlage die einzig sinnvolle Option, um bei dem Lärm schlafen zu können.

So 14.05.

8:30 Bus nach Conil durch ausgedehnte Windkraftfelder. Stadt anschauen, lohnt nicht zu übernachten. Weiter mit dem 11:50 Uhr Bus nach Barbate. Weiterhin Top Wetter. Schwatz mit einem Iren, der vor 16 Jahren das höchstgelegene Haus von Vejer gekauft und vor 6 Jahren wieder verkauft hat. Als Ferienhaus genutzt und sonst vermietet. Lebt jetzt im Rheinland, würde aber lieber in Vejer leben, aber seine Frau will nicht. Sie will nicht mal mehr die alten Freunde in Vejer besuchen, deshalb reist er solo. Empfiehlt uns Vejer wärmstens. Ein Freund von ihm ist bei einer Stierjagd durch die Gassen von Vejer von einem Stier an die Wand gequetscht worden und sitzt seither im Rollstuhl. Er war hinter den Stiertreibern als einziger Tourist und hat fotografiert, als der Stier plötzlich umgedreht ist und ihn aufs Korn genommen hat. Steigt dann in Vejer aus.

Weiter bis Barbate, Herberge in Canos buchen. Bushalt im N der Stadt. Runter zum Beach, weite Sandstrände in alle Richtungen, nicht überlaufen heute am Sonntag. Vorbei am Wirtschaftshafen, dann in den prächtigen Schirmkiefern-Naturpark. Eine sehr sandige Angelegenheit. Hoch bis zu den Miradores am Turm, algarvemäßig grandioser Blick in die Sandsteinklappen der Steilküste.  Runter nach Canos, einchecken im Brena-Hotel, riesiges und nagelneues Designerzimmer, lichtdurchflutet und mit Meerblick. Und Wasserkocher. Welch ein Kontrast zu unserer Mönchszelle am Strassenrand gestern. Leichtes Meeres-Rauschen statt Lärmterror.

Marschieren dann die Straße parallel zum Ufer Richtung Leuchtturm, Herberge an Herberge, unterbrochen von etwas Gastronomie, dahinter sattgrüne Schirmkiefern-Hänge. Ab und zu links ein Abstieg zur Küste. Die Küste zurück mit schönem Blick auf das Steilufer, auch hier nicht ansatzweise überlaufen jetzt am Sonntag. Unter den Klippen surfen 3 Möwen abwechselnd auf einem großen toten Fisch und holen sich ihr Abendbrot.

Mo, 15.05.

Vorzügliches Hotelfrühstück, vor zum Bus, in 15min in Vejer. Eine Stunde über den Altstadthügel ist ausreichend, treffen den Iren wieder. Nächster Bus nach Cadiz, Herberge buchen im Bus. Planung der letzten Tage. Nach Ankunft in Cadiz Entscheidung für Sevilla und gegen Gibraltar. Bus für morgen buchen, Herberge buchen, Zug von Sevilla fährt wieder durch den El Chorro Canyon, Schienen-Erneuerung scheint abgeschlossen. Zug Sevilla - Malaga buchen. Kreditkartendaten funktionieren heute nicht, PayPal streikt bei mir, Angelas PayPal funktioniert. Damit ist die Planung der Reise abgeschlossen!

Marschieren die Küste entlang an der Kathedrale vorbei, wieder in die Stadt rein, Cortado, Planung nochmal rekapitulieren. Zur Herberge, Self-Checkin. Touri-Appartmenthous Posada del Mercado. Erstklassiges Appartment mit 2 Zimmern und Küche und absolut ruhig an einem hellen Hinterhof. Gleich um die Ecke die historische Markthalle und 3 große Supermärkte. Top-Wohngegend. Einkaufen, dann wieder zur Küste, vor zum Badestrand, ausgiebige Besichtigung der Festung. Vorbei am Camperparkplatz und dem neuen Parador in den botanischen Park. Eine Runde vor zur Plaza del Mentidero, hier tobt das pralle Einheimischen-Leben. Die ganze Stadt riecht nach den Bäumen mit den blauen Blüten, die hier in voller Blütenpracht stehen. Weiter die Küste entlang zum Alameda de Apodaca Park mit seinen Riesenbäumen. Überall fliegen die Papageien. Junge Einheimische spielen spanische Musik unter einem der Bäume. Weiter zur Plaza de Mina, hier ist das Zentrum des brodelnden Lebens erreicht. Zur Plaza des Espana, groß, aber etwas charakterlos. Durch die Einkaufs- und Gaststättengassen zurück in die Herberge .

Di, 16.05.

Nachts nervt eine Mücke. Die großen Sümpfe im Umland. Ausgedehnte Runde durch die erwachende Stadt. Nebel. Noch sehr ruhig. 10:30 Start zum Bus, vor der Kathedrale und auf den Plazas drängeln sich schon die Touri-Gruppen in der Sonne. 2 Fette Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen. 11:30 Uhr Start nach Sevilla.

Flamenco auf dem grandiosen Plaza Espana unweit vom Busbahnhof. Dann noch eine Runde durch den liebenswürdigen Dschungel des Marie Luise Parks mit seinen vielen Papageien. Durch die Uni in die FGZ vor der Uni, Cortado. Durch die Altstadt zur mächtigen Kathedrale, es wimmelt nur so vor Touristen. Weiter zur Alameda de Hercules Promenade, in einer ruhigen Nebengasse beziehen wir unsere neue Wohnung, angenehm kühl hier, draußen 30 Grad.
Drehen noch eine Runde vor zur Flussufer-Promenade, der Fluss ist voll mit trainierenden Rennkayaks aller Größen. Die Promenade entlang, zurück zum Nordende unserer Hercules-Promenade, Gaststätte an Gaststätte, gut gefüllt.

Mi, 17.05.

Ausgiebige Stadtbesichtigung. Kollosale Touristenmengen, nicht nur tagsüber. Der Parasol ist die ultimative Mauersegler-Brutkolonie. Gegen Nachmittag überwiegt erstmalig die Bewölkung, sogar einige wenige Tropfen fallen. Bleibt aber warm. Nordafrika ist das Zentrum des Regenwetters.

Do, 18.05.

Authentischer Flohmarkt auf dem Weg zum Bahnhof Santa Justa. Top Wetter. Sehen auf Abfahrtstafel verdächtigen Kommentar. Sind zum Glück früh dran. Anstellen bei der Auskunft: Schienenersatzverkehr von Sevilla San Bernardo bis Antequera Santa Ana. Nehmen den nächsten Cercania Zug bis San Bernardo, lassen uns die SEV Haltestelle zeigen. 3 Stunden Bus bis Santa Ana. Dort Gepäck röntgen, 14:51 Start nach Malaga, dunkle Wolken und Blitze im Gebirge.
Kurze aber grandiose Blicke in den Caminito del Rey mit seinen in die Wände gehängten Wegen, oben der alte, unten der neue.

Bahnhof Malaga: Es regnet aus vollen Rohren, welch ein Kontrast zu den letzten 3 Wochen! Einkauf im Bahnhofs-Mercadona, Cortado im Orient-Express im Bahnhof. Im Regen rüber zum C1 Stadtbus, hoch bis kurz vor die Wohnung, Regencape drüber, 5min laufen, Schlüssel aus dem Tresor, einchecken in die extralange Schlauchwohnung. Essen, planen, Flug Checkin, für Angela 49 Euro Ticket kaufen, dann ist der Regen vorbei. Rüber zum Fluss durch das rustikale Wohngebiet, durch die Altstadt und die breite zentrale Fußgängerzone zu den Hafenpromenaden und zum Beach. Schöne Abendlicht-Stimmung über der Burg, den Bergen und Yachten, ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen.  

Fr, 19.05.

Vormittags bei Top Wetter die Aussichtspunkte des Burgbergs inspizieren. Nachmittags die Stadt. Abends Unwetter. Trachtenverein Musikevent.

Sa, 20.05.

Entspanntes Packen, nochmal durch die Innenstadt spazieren, vom Park am Hafen mit dem Airport Express zum Flughafen, letzter Cortado, Gepäck handgepäcktauglich komprimieren, pünktlich Abflug. Schöne Sicht bis Ibiza, Mallorca nur noch halb zu sehen, dann schließen sich die Wolken und bleiben bis zu den Zentralalpen. Über dem Allgäu reißt es wieder auf. Memmingen: Bus zum Bahnhof, gleich Anschluss nach München, Pasing raus, Aldi-Einkauf, gerade noch rechtzeitig.



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